Erdmöbel
Ohne die Erdmöbel – man darf es sicher sagen – würde der deutschen Musiklandschaft etwas ganz Entscheidendes fehlen: Humor. Erdmöbel steht amtsdeutsch überzeichnet für unser aller Wohnstätte, nachdem wir das Zeitliche gesegnet haben. Daher sind der Band natürlich auch die Niederungen und Tiefpunkte des Lebens nicht fremd. Aus diesen zogen und ziehen sie bis heute ihre wunderbare, einzigartige, geradezu erdmöbelhafte Textkunst, die in verschiedenste musikalische Gewänder gehüllt daherkommt. Vielleicht ist dies das hervorstechendste Merkmal der Erdmöbel: Sie sind schlicht und einfach eine der musikalisch hochklassigsten Bands Deutschlands. Von den eher gitarrenlastigen Alben der 90er Jahre über elektronisch gefederte Arrangements und beschwingte Easy-Listening-Nummern bis hin zu den bestrickenden Neuinterpretationen abgenutzter globaler Hits auf „No. 1 Hits“ 2007 – immer zeigten sie sich als extrem kundige Schatzgräber im großen Arsenal der Popmusik. Mit „Krokus“ erreichten sie 2010 einen neuen Höhepunkt des Ruhmes. Die mit einem reichen Instrumentarium von Horn, Posaune, Querflöte über Orgel und Akkordeon bis hin zu Klavier besetzte Platte rief geradezu hymnische Kommentare des Feuilletons wie auch des Publikums hervor und festigte Erdmöbels Ruf als Speerspitze deutscher Popmusik. Dem musste natürlich etwas entgegengesetzt werden. So vergruben sich die vier Kollegen im bandeigenen Studio Musikkollektiv Eigelstein im Herzen Kölns und brüteten über neuen Liedern. Zum Motto wurde wie immer: Wenn etwas „wie Erdmöbel“ klingt, ist das ein Grund für sofortige Entsorgung. Herausgekommen ist 2013 das Album „kung fu fighting“, und es ist, wie der Name suggeriert, eine Hommage an den Zeitgeist vergangener Tage. Carl Douglas' gleichnamiger Discosong aus den 70er Jahren bildet dabei nur das Vehikel, auf dem die Band ungezählten Orten und musikalischen Referenzen entgegenschippert. Über ihre aktuellen Befindlichkeiten und dringlichen Gefühle können sich andere verbreiten, bei Erdmöbel geht es immer noch um Kunst und den nie gehörten Gedanken. Dementsprechend reicht der Bogen in „kung fu fighting“ auch von moderner Klassik bis hin zu Steely-Dan-Referenzen, Peter und der Wolf trifft auf Sixties-Soundtracks, verdrehte Reggaerhythmen kollidieren mit umgebautem Meters-Funk. Und all das ist, die Aufzählung lässt es erahnen, nicht nur klug und vielfältig, sondern vor allem extrem flott. Vom eher zarten, delikaten Sound bei „Krokus“ ist wenig geblieben, stattdessen rockt es wie bisher selten. Texter Markus Berges bemerkte dazu trocken, „kung fu fighting“ sei eben ein „extrem appellatives Album. Allerdings ohne Botschaft“. Aber wer braucht so etwas schon, wenn man dafür Erdmöbel bestaunen kann, wie sie sich munter durch tausenderlei Ansichten hindurchassoziieren. Mit zackigem Funk im Bein und schlauer Lyrik im Ohr.
Foto: Matthias Sandmann
Eindrücke vom Abend
Besetzung
Lead-Gesang, Gitarre & Flügelhorn - Markus Berges
Bass, Gitarre, Posaune, Tenorhorn & Gesang - Ekki Maas
Schlagzeug & Gesang - Dewueb alias Christian Wübben
Klavier, Keyboard, Orgel & Akkordeon - Wolfgang Proppe
Posaune - Henning Beckmann
Flöte - Christa Becker
Deutschland
Links
www.erdmoebel.deTheatervorplatz, Jena
Einlass: ab 19:00 Uhr
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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11.00 € | 8.00 € | 13.00 € | 10.00 € |
Jokerkarten gelten
Video
Pressestimmen
„Erdmöbel, in Münster gegründet und mittlerweile in Köln ansässig, sind in Jena keine Unbekannten. Konzerte im Rosenkeller und im Kassablanca gab es bereits. Kein Wunder, dass sich ihre hintersinnigen Bilderrätsel-Texte rumgesprochen haben. Die muss man nicht sofort verstehen und kann trotzdem Spaß haben.“
OTZ, 11.08.2014