Hypnotic Brass Ensemble
Mr. Phil Cohran aus St. Louis, Missouri, war nicht nur ein begnadeter Trompeter, Weggefährte von Sun Ra und vielseitiger Erfinder von neuen Musikinstrumenten. Er war auch und vor allem Vater einer zahlreichen Kinderschar und führte ganz zeitgemäß einen offenen Musikerhaushalt im Stil der 60er Jahre. Hier sang jeder: die Mutter, der Vater, die Söhne, die Töchter. Das Ergebnis dieser wunderbaren musikalischen Früherziehung steht nun fast vollzählig versammelt auf der Bühne: Sieben Söhne des großen Meisters Phil Cohran stellen zusammen das Hypnotic Brass Ensemble und spielen in dieser Formation seit nunmehr fast 15 Jahren.
Vier Trompeten, zwei Posaunen und ein Baritonhorn bilden die wohl massivste Bläsersektion der amerikanischen Musikszene, dazu wird getrommelt und gerappt und gefunkt, was das Zeug hält. Nein, das Hypnotic Brass Ensemble ist wahrlich kein Kind von Traurigkeit und auch kein therapeutisches Einschläferungsorchester. Ganz im Gegenteil. Der Bestandteil „Hypnotic“ in ihrem Titel verweist direkt auf die musikalischen Ahnen: Vater Phil Cohran, Sun Ra’s Arkestra und deren ausufernd-kosmische Fantasiewelt. Doch während Sun Ra bekanntlich behauptete, vom Saturn zu stammen (wie auch Stockhausen), und sich Vater Phil Cohran auch in nicht näher bestimmten kosmischen Sphären herumtrieb, stehen die sieben Brüder mit beiden Beinen fest auf der Chicagoer Erde. Denn wenn sie damals in den 80ern tagsüber mit dem Vater musizierten und Jazztrompete oder Posaune übten, hörten sie nachts unter den Bettdecken den allerneuesten Kram: NWA und Public Enemy, Ice Cube und Eazy-E. Einige der Brüder begründeten daraufhin eine eigene Teenie-Rapband mit einem feinen ironischen Namen: Gangsters With A Curfew, „Gangster mit abendlicher Ausgangssperre“. Hier produzierten sie alle Sounds nach Beatboxart selbst, ganz ohne Instrumente, und kreierten damit ihren eigenen Vokalrap. Gegen Ende der 1990er schließlich, als alle Brüder die Schule beendet hatten, kam alles zusammen: die musikalische Kindheit, die Jazzwurzeln, die HipHop-Erfahrung. Das Hypnotic Brass Ensemble war geboren – und mit ihnen eine schalltechnische Urgewalt. Wo immer die sieben Brüder auftraten, fegten sie das Publikum förmlich hinweg mit ihrem schnellen, psychedelischen 60er-Jazz, gemixt mit sehr heutigen, handfesten Raptexten. Seit 2004 veröffentlichten sie sage und schreibe 13 eigene Tonträger, tauchten auf ungezählten weiteren als Blassektion auf und standen mit großen Kollegen wie Mos Def oder Maceo Parker auf der Bühne. Doch die wahre, die eigentliche Welt der Brüder ist und bleibt die eigene große Bühnenshow – sei es auf dem North Sea Festival, im (ausverkauften) Sydney Opera House oder in berühmten Clubs wie dem Highline Ballroom in New York oder Sheperds Bush in London. Und natürlich auf der Bühne der Kulturarena.
Eindrücke vom Abend
Besetzung
Trompete - Gabriel Hubert
Trompete - Jafar Graves
Trompete - Amal Hubert
Trompete - Tarik Graves
Posaune - Saiph Graves
Posaune - Seba Graves
Baritonhorn - Uttama Hubert
USA
Theatervorplatz, Jena
Einlass: ab 19:00 Uhr
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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11.00 € | 8.00 € | 13.00 € | 10.00 € |
Jokerkarten gelten
Video
Pressestimmen
„Der Tanz im Regen konnte bravourös vollzogen werden - die Brüder heizten mit ihrem Mix aus Funk, Jazz und Rap nicht nur dem Publikum ein. Einer nach dem anderen zog sein T-Shirt aus, hüpfte wild über die Bühne und schlug mit dem überflüssigen Stück Textil im Rhythmus der launigen Songs auf das Becken des Schlagzeuges ein.“
TLZ, 15.08.2014