John Grant

John Grant

Island ist, trotz seiner geringen Größe, bekanntermaßen ein Hort der anspruchsvollen Popmusik. Dutzende isländische Musiker kamen in den letzten Jahrzehnten zu weltweitem Ruhm – Björk ist nur eine von ihnen. Dass jedoch ein amerikanischer Musiker wie John Grant extra nach Island zieht, um vom dortigen Spirit zu zehren, das ist dann doch ungewöhnlich. Aber bei John Grant ist eben vieles ungewöhnlich.

Sein Äußeres lässt durchaus den Vergleich mit einem kräftigen bärtigen Isländer zu. Wenn Grant aber seine Stimme erhebt, erblasst so mancher klassisch ausgebildete Bariton. Mit diesem unschätzbaren Schatz bei der Hand wurde Grant zusammen mit seiner Band The Czars Mitte der 90er Jahre zum König des alternativen Indiepop. Von Denver/Colorado aus faszinierten die Amerikaner eine weltweite Fangemeinde mit ihren zarten, traumartigen Songs, in denen Grants Stimme in Zeitlupe über minimalistischen Arrangements kreiste. Musikkenner waren begeistert, doch der große Erfolg blieb aus. Nach fünf Studioalben löste sich die Band 2004 auf und Grant blieb über sechs Jahre verschwunden, es kursierten Gerüchten von Kellnerjobs und Abhängigkeit.

2010 tauchte er wieder auf, mit einem ersten Soloalbum namens „Queen of Denmark“. Hier hatte einer ganz offensichtlich seinen Weg gefunden. Waren zuvor bei den Czars Grants Songtexte nur ein kleiner Teil des Ganzen gewesen, standen sie nun im Vordergrund. Unterstützt von der amerikanischen Band Midlake, die für Grant ein tiefes, pulsierendes Gerüst aus warmen Folkklängen lieferte, schwang sich dieser direkt in die höchste Riege der amerikanischen Songschreiber empor. Kritiker konnten dem nur noch ganz überwältigt das Prädikat „perfekt“ verleihen, das Magazin Mojo kürte die Scheibe gar 2010 zum Album des Jahres.

Anfang 2011 schließlich traf Grant bei einem Konzert in Island auf den Produzenten Birgir Þórarinsson alias Biggi Veira, der mit seiner Band GusGus seit Jahrzehnten die nordische Musikszene elektrisiert. Bei einem angenehmen Heißgetränk im Café Mokka in Reykjavík beschloss Grant kurzerhand, a) sein zweites Album mit Veira zu produzieren und b) bis auf Weiteres in Island zu leben. Einen Grund für diese Neuausrichtung hatte Grant wenige Monate zuvor bekannt gegeben: Er wurde HIV-positiv getestet. Doch statt sich erneut zurückzuziehen, versenkte Grant alle Wut in die musikalische Arbeit. Das resultierende Album „Pale Green Ghosts“ wurde 2013 veröffentlicht und ist dementsprechend ein emotionales Feuerwerk. Grant und Veira schießen aus allen elektronischen Rohren, vom langsamen Folk ist nur noch ein fernes Echo geblieben. Doch wie ehedem legt sich auch über Veiras saftigen Beat die schmelzende, durchdringende Stimme Grants und formt Lyrik, wie man sie tiefer im derzeitigen Popzirkus kaum findet. Ganz offensichtlich hat Grant wieder einmal eine Heimat gefunden. Eine wilde, schöne, nordische Heimat.

Foto: PIAS Cooperative

Besetzung

USA USA
Island Island

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
11.00 € 8.00 € 13.00 € 10.00 €

Jokerkarten gelten

Video

Pressestimmen

„Auf der einen Seite die warm-melancholische Stimme des  auf Island lebenden Sängers, mit der er problemlos die ganze Arena ausfüllen konnte, auf der anderen hochsynthetische Beats und Soundeffekte, die mitunter so steril daherkamen, als ob sie Walter White persönlich in seinem Crystal-Labor fabriziert hätte. Ein effektvoller Kontrast.“
OTZ, 26.07.2014

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