König Ubu
Komödie von Alfred Jarry
MUTTER UBU An deiner Stelle würde ich ebendiesen Arsch auf einen Thron setzen. Dann könntest du deine Reichtümer sagenhaft vermehren, jede Menge Leberwurst essen und in einer Kutsche durch die Straßen fahren.
VATER UBU Ach Schoiße, du bist eine Laberwurst, aber was für eine!
Der primitive, feige, gefräßige und machtbesessene Vater Ubu wird von seiner Frau, Mutter Ubu, angestiftet, den polnischen König zu stürzen. Mit Unterstützung des Hauptmanns Bordure gelingt Ubu der tödliche Staatsstreich. Ubu wird zu einem relativ populären Herrscher, bis er – gleichsam als erste Regierungsmaßnahme – beschließt, zum Zwecke seiner persönlichen Bereicherung sämtliche Adelige und Staatsbeamte hinrichten zu lassen und die Steuern zu vervielfachen. Ubu tyrannisiert die polnische Bevölkerung, gleichzeitig animiert der mittlerweile abtrünnige Bordure den russischen Zaren dazu, gegen den entfesselt mordenden Tyrannen zu intervenieren. Vater Ubu wird von der russischen Armee zwar vernichtend geschlagen, kann sich jedoch durch Feigheit mit seiner Frau nach Frankreich flüchten, wo er sich zum Finanzminister ernennen lassen will.
Alfred Jarry hat mit seiner berühmten Figur eine Umkehrung der großen Könige aus den Shakespeare’schen Dramen geschaffen. Waren in der Theatergeschichte bis dahin die Könige wenn nicht als moralische Vorbilder, so doch stets als feingeistige, gebildete und kluge Helden aufgetreten, ist von Erhabenheit bei König Ubu rein gar nichts mehr zu spüren. Da kommt ein zutiefst unmoralischer Mensch in eine hohe Machtposition, mordet und stiehlt und versucht nicht einmal, seine egoistischen Absichten hinter gesalbten Worten zu verbergen – ganz offen spricht er sein Regierungsprogramm aus: persönliche Bereicherung zulasten des Volkes. Was als großes Festessen beginnt, endet mit einer Klobürste; wo gewählte, tiefsinnige Worte stehen sollten, hört man Vater und Mutter Ubu fluchen, wo Tapferkeit und Ehrgefühl zu erwarten wären, regieren Feigheit und Kleingeistigkeit.
Der ständige Wechsel zwischen erwarteter Größe und tatsächlichem Blödsinn ist auch Ausgangspunkt für die Inszenierung. Gemäß des Formats Sommerspektakel treten Ensembleschauspieler und Statisten in groß angelegten Schlachtaufstellungen auf die Bühne, die dann wohl eher in albernen Kloppereien enden. Auf Pathos folgt Groteske, auf Shakespeares „Macbeth“ und „Hamlet“ Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“.
Regie: Moritz Schönecker Bühne und Kostüme: Veronika Bleffert und Benjamin Schönecker Musikalische Leitung: Joachim Schönecker Es spielt das Ensemble des Theaterhauses Jena mit Gästen sowie zahlreiche Statisten aus Jena und Umgebung.
Eine Produktion des Theaterhaus Jena in Zusammenarbeit mit JenaKultur und mit freundlicher Unterstützung der JENOPTIK AG.
Eindrücke vom Abend
Besetzung
Regie: Moritz Schönecker
Bühne und Kostüme: Veronika Bleffert und Benjamin Schönecker
Musikalische Leitung: Joachim Schönecker
Es spielt das Ensemble des Theaterhaus Jena
Theatervorplatz, Jena
Einlass: ab 20:30 Uhr
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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14.00 € | 11.00 € | 16.00 € | 13.00 € |
Jokerkarten gelten nicht // Kinderkartenpflichtig
Pressestimmen
„Ein bisschen Kim Il-Sung-Parodie, ein bisschen Honecker-Parade, Anspielungen auf Revolutionen und Revolten von Che Guevara bis zu den Gotteskriegern und natürlich "Wir sind das Volk" - aber keine zündende, tragende Idee, um über zwei Stunden die Spannung zu halten.“
TLZ, 11.07.2014
„Mit Fortschritt der Handlung gewinnen auch die Szenen an darstellerischer und inszenatorischer Tiefe. Einzelne Szenenwechsel werden durch musikalische Einlagen überbrückt: Von Mozart bis Elton John wird hierbei nichts ausgelassen, um jeden Moment des Kitsches oder Pathos’ in den Dreck zu ziehen.“
Unique, 11.07.2014