La Caravane Passe

La Caravane Passe

Balkan-Cybernauten aus der Zukunft aufgepasst! Eine musikalische Karawane zieht in unsere Hörgänge ein und schlägt dort mit viel Brimborium ihre Zelte auf: La Caravane Passe, die paneuropäische Modellband schlechthin! Fetzen aus Französisch, Serbisch, Spanisch, Jiddisch und Englisch hört man da, ein turbulentes Gebräu, das man auch musikalisch genießen kann. Gypsy Roots verzahnen sich mit französischem Vorstadt-Rap, Ska küsst Chanson, ein wenig Punk-Attitüde dazu, Roadmovie-Gitarren und Electro-Disco-Rock würzen nach. Et voilà – fertig ist das imaginäre Dorf Plèchti. So benannte die Band 2006 ihre erste Platte und begründete damit ihre eigene Modellsiedlung für die Zukunft. Gesprochen wird hier ein europäisches Kauderwelsch mit dem guten ironischen Unterton als Hauptkommunikationselement. Weshalb man auch ohne mit der Wimper zu zucken sein zweites Album „Ahora In Da Futur“ nennen darf. Mit derselben ironischen Nonchalance zelebrieren La Caravane Passe auch ihre knackbunte Bühnenshow. Da treffen bärtige Pseudorussen auf zwielichtige Mafiabosse, da wird französisch gerappt und deutsch kostümiert, da rieselt der Kunstschnee und ab und an zappt sich auch ein falscher Fernsehmoderator hinein. Alles ganz sicher und klar in der vierten Ironie-Dimension: Hier ist nichts echt, hier ist alles fröhlichste Übernahme auf höchstem Niveau. Genau das macht La Caravane Passe auch auf der anderen Seite zu einer großen und ernst gemeinten Musik-Offenbarung. Denn Ironie geht nur mit Können, und hier sind echte Profis am Werk. Toma Feterman führt als rappender Showmaster durch die Texte, lässt sein Banjo glucksen und die Trompete erklingen, Olivier „Llugs" Llugany steuert an der Bassposaune viel katalanische Seele bei, Cyril „Zinzin" Moret verstärkt die Blasfraktion mit seinen feurigen Saxophonen. Dazu sorgen Kontrabassist Ben Body, in dem nordafrikanisches Blut fließt, und Drummer Pat Gigon, der noch von seiner Energie als Ex-Rugbyspieler zehren kann, für einen wild pulsierenden Rhythmus.

Mit ihrer im Grunde sehr französischen Mischung aus hoher Instrumentalkunst, Straßenmusik und Wahnsinn haben die fünf Pariser in den letzten Jahren die Clubs und Sommerfestivals im Sturm erobert. Für ihr drittes Album „Gypsy for one day“ konnten sie auch durchaus prominente Mitfahrer gewinnen, unter anderem den französisch-algerischen Rocker Rachid Taha oder die ungarische Nachwuchssängerin Erika Serre. Vor allem aber ist „Gypsy for one day“ eine surrealistische Reise durch die heutige Welt. Von den zentralen Balkanknallern geht es musikalisch sehr schnell zu Schauplätzen wie Fukushima, Saint-Tropez oder Kathmandu, an denen im flotten Raptakt über langsam sich ereignende Katastrophen oder flanierenden Reichtum philosophiert wird. Alles im betont hysterischen Macker-Outfit. Eins ist jedoch sicher: Bei La Caravane Passe bleibt kein Auge trocken und kein Tanzbein ungeschwungen.

Foto: Farid Goual

Besetzung

Frankreich Frankreich

Theatervorplatz, Jena

Einlass: ab 19:00 Uhr

VVK voll VVK erm AK voll AK erm
11.00 € 8.00 € 13.00 € 10.00 €

Jokerkarten gelten

Video

Pressestimmen

„Sie wirken so, als ob sie gerade aus einem Kusturica-Film herausgetreten wären und jetzt wandern sie durch das ganze Europa; wo sie anhalten, nehmen sie überall ein Stück Kultur, ein Stück Sprache, ein Stück Lebensgefühl mit, und mindestens eine Story, die erzählenswert ist. So wird ihre Musik zu einem fröhlichen Fest mit Posaune, Gitarrenspiel, Balkanbeat, katalanischen Rhythmen und vorgetragen auf einem sonderbaren Kauderwelsch.“
Unique, 09.08.2014

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