Ndidi
Wenn Ndidi ihr neustes Album „Dark Swing“ nennt, scheint das erstmal ein Widerspruch in sich zu sein. Swing – jener fröhliche, schnelle, sprichwörtlich beschwingte Jazzstil aus den amerikanischen Tanzschuppen der 1930er Jahre, der Stil von Benny Goodman und Glenn Miller – dunkel? Aber wenn Ndidi Onukwulu ihre vibrierende Stimme erhebt, ist auch das möglich. Die Stimme ist ihr Hauptinstrument, eine faszinierende Gänsehautmaschine. Mit ihr sind jegliche Stile nur Metaphern. Also auch: Dark Swing.
Den Begriff versteht Ndidi eher als eine Geisteshaltung, eine musikalische Sammlung, die ihren gesamten wechselvollen Werdegang zusammenfasst. Geboren wurde sie als Tochter eines Nigerianers und einer Deutschen in British Columbia, tief in Kanadas äußerstem Westen. Hier war, sagte sie später, die Landschaft zwar wunderschön, jedoch der Rassismus unerträglich. Grund genug, schon im Teeniealter nach New York zu ziehen, in die Dunstkreise der Open-Mic-Wettbewerbe, bei denen jeder auf der Bühne sein Glück probieren darf. Für Ndidi brachte diese Zeit zwar keinen Plattenvertrag – trotz damals schon durchschlagender Stimme –, doch stattdessen ungezählte Kontakte in die New Yorker HipHop- und Bluesszene.
Diese Einflüsse sollten ihren Sound prägen. Der klingt bis heute einerseits wunderbar vertraut und erdig nach dem warmen Blues einer jahrhundertealten Tradition, fügt aber überall neue, durchaus raue und herbe Töne ein. Das sind Töne, die auf einer der ungezählten, chaotischen Open-Mic-Sessions in New York entstanden sein mögen, wo sich Rap, Folk, Rock, Blues und alle möglichen anderen Stile mixten. Und gerade diese Neuinterpretation ist es wohl auch, die ihrem Blues die ungeheure emotionale Wirkung verleiht. Das ist kein Ausruhen auf Klassikern, das ist eine ganz neue, eigene, traditionsbewusste Musik (was sie unter anderem mit ihrem Bruder im Geiste Gregory Porter vereint, den sie auf seiner aktuellen Tour begleitet).
2006 veröffentlichte Ndidi in Toronto ihr erstes Album „No, I never“ und produzierte erwartungsgemäß große Aufregung in der kanadischen Bluesszene. Sofort hagelte es Vergleiche, von denen der mit Cassandra Wilson, der großen, wandlungsfähigen Sängerin, sicherlich am passendsten scheint. Doch bei Ndidi steckt eben auch immer ein bisschen Tom-Waits-Wahnsinn und Radiohead-Funkeln in den Songs. 2009 trieb sie diese ruhelose Lust am Entdecken nach Paris, wo sie für ihr drittes Album „Move Together“ beim französischen Naïve-Label unterkam. Inzwischen lebt sie an der Seine und stellte hier auch ihr aktuelles, fünftes Album zusammen, eben jenes „Dark Swing“. Es sei, sagt sie, eine Art Bestandsaufnahme ihres bisherigen musikalischen Lebens, vom Teenie-Gesang in Kanadas Hinterland über die wilde Zeit in New York bis eben nach Paris, wo der Swing durchaus eine Heimat hat. Und Ndidi gibt ihm eine eigene Geschichte, voll von schwarzem Blues und tiefer Emotion.
Foto: Christian Gieselman
Eindrücke vom Abend
Besetzung
Gesang - Ndidi
Gitarre - Jean Marie Ecay
Bass - Christophe Wallemme
Schlagzeug - Pierre Alain Tocanier
Kanada
Frankreich
Links
ndidio.netTheatervorplatz, Jena
Einlass: ab 19:00 Uhr
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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11.00 € | 8.00 € | 13.00 € | 10.00 € |
Jokerkarten gelten
Video
Pressestimmen
“Ndidi weiß aus ihrer New Yorker Zeit, wie man das Konzertpublikum gewinnt: Sie präsentiert leichtfüßige Popnummern, die von Blues, Jazz, Chanson und Swing beeinflusst sind, sie flirtet charmant mit den Zuschauern und lässt hier und da eine persönliche Anekdote zu ihren Liedern einfließen.“
OTZ, 17.08.2014