Nneka
Nneka - urteilte einst die britische Sunday Times - sei wohl eine der am meisten unterschätzten Sängerinnen, ihr Album vergleichbar nur mit den Meisterwerken der großen Lauryn Hill. Das war im Jahre 2005. Als Lenny Kravitz 2008 ihr Album Numero zwei hörte, hängte er sich sofort an den Hörer, um diese unbekannte Sängerin auf seine Tour einzuladen. Und als im Jahre 2009 der von Chase&Status angefertigte Remix ihres Songs „Heartbeat“ herauskam, hinterließ er wahre Krater in den Tanzflächen der Londoner Dubstep-Clubs. Soweit die Fakten. Dass Nneka seitdem nicht zum globalen Popsternchen mutiert ist, spricht in jedem Falle für sie. Denn Nneka hat eine Mission. Die heißt schlicht: die Welt zu verändern. Dazu gehört einerseits, jeden Zuschauer bis in die letzte Reihe zum Mitwippen zu animieren. Aber andererseits auch, dabei Geschichten zu erzählen, die noch weit nach jedem Konzert Herz und Hirn bewegen. Nnekas Songs sind keine glänzenden Pophymnen, die leichtgängig aus den Handys dieser Welt tröpfeln, sondern ganz im Gegenteil: echte, tiefe Soul- und Hip-Hop-Lyrik, die es in sich hat. Eine Lyrik, die in einer ziemlich rasanten Beatkarosse durch die Welt brettert, um so viele Mauern wie möglich einzureißen.
Einige hat sie schon geschafft. Geboren 1980 in Warri am Nigerdelta in Nigeria, war wohl nichts ferner als die große Musikerkarriere in den Clubs von London bis New York. Hier drängten die Probleme des erdölgetriebenen Turbokapitalismus und eines politischen Totalversagens, das Nnekas großer Landsmann Fela Kuti schon in den 1970er Jahren beklagt hatte. Der einzige Schlüssel zur Überwindung dessen schien der Stolz auf die eigene Kultur, auf die eigene Geschichte zu sein. Also machte sich Nneka als Tochter eines Nigerianers und einer Deutschen mit 18 auf nach Hamburg, um dort Archäologie und Anthropologie zu studieren. Doch während ihre KollegInnen alte Schiffe ausgruben, entdeckte sie, dass sie eigentlich eine ganz andere Ausgrabung interessiert. Die musikalische, menschliche. Der Drang, die Welt zu entdecken und zu verändern, bahnte sich seinen Weg in selbstverfasste Lyrik. Damit traf sie auf den Hamburger Hip-Hop-Produzenten DJ Farhot und fertig war das Traumduo, das einer Lauryn Hill die Meriten abjagen sollte. Und die Welt verändern...
Auf diesem Weg ist Nneka laut eigener Aussage noch immer ganz am Anfang. Sie steht heute zwischen den Welten, zwischen Europa und dem Niger Delta genauso wie zwischen Festivalbühne und Bürgerkriegsgebiet. Ihr letztes Album „Soul is heavy“ spielt sie 2012 in Nigeria ein, steht 2013 mit Tricky in Paris für sein neues Album im Studio und verbringt gleichzeitig Monate in der von ihr mitbegründeten Stiftung in Sierra Leone. „Soul is heavy“ bedeutet also keineswegs, die Seele sei schwermütig. Sondern tiefgründig. Und mächtig.
Foto: Jens Boldt
Eindrücke vom Abend
Besetzung
Gesang - Nneka Egbuna
Gitarre - Jonas da Siva Pinheiro
Bass - Emmanuel NgollePokossi
Schlagzeug - Garry Sullivan
Keyboard - Nis Koetting
Nigeria
Deutschland
Links
www.nnekaworld.comTheatervorplatz, Jena
Einlass: ab 19:00 Uhr
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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14.00 € | 11.00 € | 16.00 € | 13.00 € |
Jokerkarten gelten
Video
Pressestimmen
„Nneka nahm keine Rücksicht auf gängige Unterscheidungen zwischen Reggae, Pop, Soul und Hip-Hop, sondern ließ sie leichtfüßig in ihrem ganz eigenen Stil zusammenfließen. Abgerundet wurde dieses bunte Klangerlebnis durch die Beatboxeinlage ihres Bandkollegen. Auch wenn ihr Stil jeder Definition versagt: Nnekas Gänsehaut-Stimme berührte die 1.800 Zuschauer sichtlich und bildete eine phänomenale Konstante.“
Unique, 23.08.2014