Anna Calvi
Als Kind – erzählte Anna Calvi einmal – wurde sie oft von ihren Eltern hypnotisiert. Nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz real, denn beide Eltern arbeiten als Hypnotherapeuten. Und sie mochte es, das Abtauchen in die eigene innere Welt. Zum Glück hat sie sich diese Methode bis heute bewahrt und kann sie auf andere übertragen. Denn ein Konzert mit Anna Calvi, das hat in der Tat viel von Hypnose – allerdings von einer sehr energetischen. Wenn Calvi ihre volle, durchdringende Stimme erhebt, erzittert der Raum und kaum ein Zuhörer kann sich dem Sog ihres dramatischen Indierock entziehen.
Dabei ist diese Anna Calvi, die da stark und leuchtend im Scheinwerferlicht steht, eine kunstvolle Bühnenfigur, ein außerirdisches Wesen wie Ziggy Stardust oder PeterLicht. Die alltägliche, eher scheue Anna Calvi entdeckte dieses Alter Ego erst spät, mit Anfang zwanzig, als sie – nach vielen Jahren als Rockgitarristin – sich daran machte, ihr Gesangstalent auszutesten. Bis dahin hatte sie es tunlichst vermieden zu singen, aus purer Angst vor dem Klang der eigenen Stimme. Dann probierte sie es aus und siehe da: Heraus kam eine der emotionalsten Stimmen seit Patti Smith.
Letzterer Vergleich stammt von der britischen Musiklegende Brian Eno, der schon früh ihr Mentor und größter Unterstützer wurde. Mit diesem Support wuchs die Rockgitarristin Calvi langsam zu jener geheimnisvollen, rockigen Sängerdiva, die spätestens seit 2009 die Bühnen Europas enterte. 2010 spielte sie zusammen mit Interpol und den Arctic Monkeys und der große Nick Cave lud sie ein, ihn auf der Tour seiner Band Grinderman zu begleiten. 2011 schließlich erschien ihr erstes Album, produziert von PJ-Harvey-Kompagnon Rob Ellis, mit Brian Eno als Backgroundsänger. Calvi selbst manifestierte sich dazu als rotlippige, dramatische Königin am Bühnenrand und schleuderte eine Energie in den Raum, die viele Kritiker an Sängerinnen wie Annie Lennox oder auch Operngrößen wie Maria Callas erinnerte.
Ihr größtes Ziel – sagte sie einmal – sei es, in jedem einzelnen Song eine ganze Welt heraufzubeschwören: eine tiefe, dunkle, dramatische Sphäre, die man live getrost als Massenhypnose bezeichnen kann. Ihre Musik sei für sie wie Malerei und jeder Song eine Komposition aus Farben. Sehr intensiven Farben, darf man hinzufügen. Kein Wunder, dass Calvi auch schnell Freunde im Bereich der Kunst und der Mode gewann: Das Modehaus Gucci lud sie ein, zur Fashion Week in Paris zu spielen, und Karl Lagerfeld ließ verlauten, er sei ein großer Fan. 2013 schließlich erschien ihr zweites Album „One Breath“, produziert zusammen mit John Congleton von The Paper Chase. Und es ist keineswegs ein Atemholen, sondern ganz im Gegenteil: ein weiteres, tieferes Eintauchen in eine höchst dramatische Welt.
Foto: Roger Dekker
Eindrücke vom Abend
Besetzung
Gesang - Anna Calvi
Schlagzeug - Alex Thomas
Keyboard - Glenn Callaghan
Multiinstrumentalist - Mally Harpaz
UK
Links
www.annacalvi.comTheatervorplatz, Jena
Einlass: ab 19:00 Uhr
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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14.00 € | 11.00 € | 16.00 € | 13.00 € |
Jokerkarten gelten
Video
Pressestimmen
„Doch irgendwie war sie schwer zu begreifen, diese zugleich leidenschaftlich und romantische, starke wie auch zerbrechliche, umgarnende und scheue Person, die da auf der Bühne stand. Ihre Stimme, die sie in langen Sitzungen mit Edith Piaf und Maria Callas trainierte, bewegte sich zwischen Schauerromantik und machtvollem Pathos.“
TLZ, 09.08.2014