Andreas Dorau

Andreas Dorau

kulturarena club im kassablanca

Als Andreas Dorau im Januar dieses Jahres in Hamburg seinen 50. Geburtstag feierte, da waren sie alle da: House-Papst Justus Köhnke und Label-Häuptling Maurice Summen, Egotronic-Sänger Torsun Burkhardt und Elektrofummler Superdefekt. Sogar die alten Kämpen von Der Plan vereinigten sich nach gefühlten Jahrhunderten wieder auf der Bühne. Und zwischen allen stand Dorau selbst, der nimmermüde, großartige Asterix des extrem alternativen Schlagers und verlangte nach mehr Strobo. Denn Party geht immer bei Andreas Dorau.

Wer hätte das gedacht, damals 1981? Da brachte der gerade 16-jähige Andreas Dorau ein kleines Lied mit in die Schulprojektgruppe namens „Wie entsteht ein Popsong“. Das Liedchen hieß „Fred vom Jupiter“, intoniert zusammen mit den „Marinas“ (einem Background-Chor aus 13- bis 14-jährigen Mädchen) und landete direkt nach der Projektgruppe im Briefkasten des Düsseldorfer NDW-Labels Ata Tak. Der Rest ist Musikgeschichte: Der Titel erreichte Platz 21 der Charts, und die deutsche Popmusik hatte einen neuen kleinen Helden. Mit Preziosen wie „Auch die Heimat ist nicht mehr schön“, „Tulpen und Narzissen“ und „Großer Bär, kleiner Bär“ versorgte Dorau die kleine alternative Musikszene der 80er-Jahre-BRD mit dadaistisch-ernsthaften Schüttelreimen. Mit der Neuen Deutschen Welle hatte er eigentlich nie viel am Hut, und Charterfolge waren ihm augenscheinlich sowieso schnuppe. Die aus den 70ern herübergerettete NDW-Aufbruchstimmung versiegte schnell, und allerorten tauchten auf New Wave gebügelte Föhnwellenträger auf. Statt dessen kultivierte Dorau lieber zusammen mit Kollegen wie Palais Schaumburg oder F.S.K. das kleine Pflänzchen der deutschen Subkultur und tut dies im Großen und Ganzen auch heute noch.

Und das ist auch das wirklich Wunderbare und Einzigartige an Andreas Dorau. Wo Bands wie eben Der Plan sich längst aufgelöst haben, hat Dorau sich – von der breiten Radioöffentlichkeit mehr oder weniger ignoriert – im Hamburger Szenebetrieb frisch gehalten wie ein junges Fohlen. Wo immer im Laufe der Jahre neue Kollegen auftraten, sofort war Herr Dorau zur Stelle und erwirkte ein musikalisches Projekt. Sei es Carsten Friedrichs mit Superpunk oder Tommi Eckart von  2raumwohnung, sei es Inga Humpe (auch 2raumwohnung), Wolfgang Müller (Die tödliche Doris) oder Mense Reents (Die Vögel): Alle haben sie mit Dorau gespielt. Und der lieferte damit neben tausend anderen Kulturtätigkeiten immer wieder herrlich hinterfotzig-versponnene Liedsammlungen zwischen Bubblegum-Pop und Blumenpunk ab. Der frische 2014er Jahrgang heißt „Aus der Bibliothèque“ und zeigt einerseits den manischen Bibliothekenbesucher und Bienenbeobachter Dorau, andererseits aber auch seinen Abschied aus der Sampler-Ära (Instrumental-Unterstützung boten wiederum Carsten Friedrichs und seine Kollegen). Der Spiegel hat Dorau einmal den „ewigen Knaben“ genannt. Das darf durchaus als großes, ernsthaftes Kompliment gelten.

Foto: Soenke Held

Besetzung

Gesang - Andreas Dorau
Schlagzeug - Tey Strzodan
Electronics - Tim Lorenz

Deutschland Deutschland

Kassablanca Gleis 1, Jena

Einlass: ab 22:00 Uhr

VVK voll AK voll
8.00 € 10.00 €

Jokerkarten gelten nicht

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